Der Einlass während des Kongresses läuft über den vorderen Flora-Eingang am Schulterblatt. Der Kongress ist eine öffentliche Veranstaltung, kann spontan und ohne Anmeldung besucht werden und ist kostenlos – wir freuen uns jedoch über eine Spende, um unsere Kosten decken zu können. Gegebenenfalls können sich Kleinigkeiten am Programm noch ändern (zum Beispiel Raumänderungen). Alle aktuellen Informationen erhaltet ihr vor Ort (zum Beispiel am Infotisch im Foyer) oder auf Instagram (https://www.instagram.com/systemchangehamburg)
Freitag
18 Uhr: Ankommen und Essen (Raum: Vokü)
19 Uhr: Podiumsdiskussion: „Kämpfe verbinden“ (Raum: Halle unten)
Aktuell spitzt sich die politische Situation drastisch zu. Umso wichtiger, dass soziale Bewegungen ihr Potenzial bündeln: Auf dem Auftaktpodium kommen daher fünf ganz unterschiedliche Perspektiven zusammen. Die Protagonist*innen stammen aus den Anti AKW-Protesten rund um Brokdorf, aus gewerkschaftlichen Arbeitskämpfen, aus der antikolonialen Umweltbewegung oder der Klimagerechtigkeitsbewegung.
Was können wir aus den unterschiedlichen Erfahrungen und Kämpfen lernen? Wir sprechen mit ihnen über die Gründe sich zu organisieren, Schlüsselmomente der eigenen politischen Biografie, über Militanz – und was sie sich in der Bewegung anders wünschen würden.
Auch das Publikum ist herzlich dazu eingeladen, mit zu diskutieren. Welche Strategien halten wir für zielführend, welche für überholt? Wie schätzen wir die politische Lage ein und wie kommen wir – ob wir nun im Betrieb, an der Uni, auf der Straße oder an der Abbruchkante kämpfen – endlich in die Offensive? Denn klar ist: Wir haben eine Welt zu gewinnen. Die Frage ist bloß: Wie?
Im Anschluss: Barabend (Raum: Vokü)
Samstag
10 Uhr: Ankommen und Frühstück
11:30 Uhr:
Vortrag und Diskussion: „Rechte und reaktionäre Tendenzen in der Ökobewegung“. Referent: Peter Bierl (Raum: Halle unten)
Die AfD und Rechtsradikale weltweit wie Trump oder Bolsonaro leugnen die Klimakrise. Und immer öfter werden Proteste der Klimabewegung von Nazis angegriffen. Doch per se links ist Umweltschutz deswegen noch nicht – auch er hat manchmal braune Wurzeln und Kontinuitäten. Was tun? Neofaschistische Ideologen nutzen das Thema Natur und Umwelt, um antisemitische und rassistische Vorstellungen zu verbreiten und Anhänger zu gewinnen. Neue und alte Rechte agitieren gegen Gentechnik und Atomkraft, weil sie „deutsches Erbgut schädigen“; völkische Siedler inszenieren sich als Biobauern.
Der Vortrag bietet einen Überblick über aktuelle Aktivitäten und Positionen der Rechten im Umweltbereich sowie einen historischen Rückblick. Außerdem werden ideologische Schnittstellen mit Teilen der Ökologiebewegung behandelt. Gemeinsam wollen wir auch darüber diskutieren, wie wir rechte Einflüsse zurückdrängen können und wie eine emanzipatorische Ökologie aussieht, die klare Kante gegen Verschwörungsideologie und Nationalismus zeigt.
Workshop: „Grüner Extraktivismus ist kein gutes Leben“ (Raum: Halle oben)
Extraktivismus ist eine (neo-)koloniale Ausbeutung, die sich direkt auf die Menschen und die Natur auswirkt, die die Gebiete in Abya Yala (Lateinamerika) bewohnen, und indirekt auf die ganze Welt.
Anhand aktueller Fälle wie der Ölförderung in Ecuador, dem Tagebau und dem geschlossenen Bergbau in Kolumbien und Peru werden wir die Auswirkungen auf die Umwelt und die Umweltkämpfe in diesen Gebieten erläutern. Im Anschluss daran werden wir das philosophische Konzept des „Buen Vivir“ als eine der möglichen Alternativen zum neoliberalen Kapitalismus diskutieren. (Vortrag auf Spanisch; es gibt Übersetzung)
Workshop: „Alte Strategien, neue Erfolge? Was wir aus vergangenen Umweltkämpfen lernen können“ (Raum: Büro + Ritzmann-Raum)
Demos, Klagen, Petitionen, ziviler Ungehorsam, Sabotage, … Das Repertoire der Umwelt- und Klimagerechtigkeits-Bewegung war schon immer vielfältig. Doch all die Proteste der letzten Jahre konnten keine echte klimapolitische Wende erzwingen. Die bisherigen Strategien und Praxisformen scheinen nicht ausreichend zu sein. Deshalb wollen wir noch einmal einen Blick zurück werfen auf verschiedene vergangene Kämpfe und mit Blick auf Bildern, Artikeln und Textausschnitten überlegen, was sich daraus für heute noch lernen lässt.
Filmvorführung: „Radical Resilience“ (Raum: Sportraum)
„Radical Resilience“ ist ein Film für alle, die sich in sozialen Bewegungen engagieren oder sich dafür interessieren. In vielen Bewegungen und Kämpfen scheint es ähnlich zu sein: Menschen sind überfordert mit Situationen und/oder machen zu viel – über ihre Grenzen hinaus über einen längeren Zeitraum.
Die Folgen können Traumata oder Burnout sein oder zur Beendigung des politischen Aktivismus führen. Der 64-minütige Film stellt viele gute Fragen; es kommen Menschen aus sehr vielen verschiedenen Kontexten zu Wort, die über ihre Erfahrungen sprechen, darüber wie sich diese Ohnmacht anfühlt, was die Ursachen bei ihnen waren und was man als politische Gruppen tun kann, um ein Ausbrennen zu verhindern.
Nach der Filmvorführung wollen wir gemeinsam über unsere Erfahrungen sprechen und wie wir in unserer politischen Praxis besser auf uns achtgeben. Der Film ist auf Englisch mit deutschen und spanischen Untertiteln.
13:30 Uhr: Mittagessen
14:30 Uhr: Gemeinsames Zwischenplenum
15:00 Uhr:
Workshop: „Was verstehen wir unter System Change?“ (Raum: Sportraum)
Vortrag: „Von der Theorie zur Praxis“ (Raum: Ritzmann-Raum)
Die Organisation Recommon nimmt in Italien Unternehmen und Institutionen ins Visier, die maßgeblich für die Klimakrise und Zerstörung der Natur mitverantwortlich sind. Vor allem aktiv ist Recommon beim Kampf gegen Kohleimporte und für die Abschaltung von Kohlekraftwerken. Im Vortrag berichten sie über ihre Erfahrungen und ihre Kampagnenarbeit und erzählen, wie sie versuchen, Beziehungen zu Communitys aufzubauen und die neokolonialistischen Auswirkungen lokaler Unternehmen im Ausland zu dokumentieren. (Vortrag auf Spanisch; es gibt Übersetzung)
Vortrag und Diskussion: „LNG als Kontinuität des fossilen Kapitalismus entlarven“ Referentin: Ende Gelände und Fernanda Herrera, Argentinien (Raum: Halle unten)
Ob bei Hamburg, Brunsbüttel, Lubmin, Stade oder vor Rügen – LNG-Terminals sollen an der Nord- und Ostseeküste aus dem Boden sprießen. Politiker*innen und Vertreter*innen der Industrie möchten uns glauben lassen, dass dies zur Sicherstellung der nationalen Versorgungssicherheit unabdingbar sei und es sich hierbei um eine wichtige „Brückentechnologie“ der Energiewende handelt.
Mit einem kurzen Input ordnet Ende Gelände Hamburg den massiven LNG-Ausbau in den energiepolitischen Gesamtkontext ein (auf Deutsch). Im Anschluss berichtet die Aktivistin Fernanda Herrera über ihre Kämpfe gegen den fossilen Extraktivismus in Vaca Muerta, Argentinien (auf Spanisch und Deutsch). Es soll Raum geben, direkte Fragen an Fernanda zu richten. Außerdem wollen wir mit den Teilnehmenden in den Austausch gehen und erarbeiten, wie wir lokale und transnationale Kämpfe aufeinander beziehen und in Verbindung setzen können (Diskussion auf Deutsch und Spanisch).
Workshop: „Koka Himmel und Hölle“ (Raum: Halle oben)
Wir werden gemeinsam herausfinden, was Koka ist, wie es produziert wird und warum es ein koloniales Produkt ist. Wie Extraktivismus, Kolonialismus und das kapitalistische System mit dem Drogengeschäft sozio-ökologische Auswirkungen erzeugen. Und wir werden sehen, wie struktureller Rassismus koloniale Dynamiken aufrechterhält. Gibt es ein besseres Modell für eine freie Marktwirtschaft als dieses Produkt? (Vortrag auf Spanisch; es gibt Übersetzung)
17:00 Uhr: Abendessen
19:00 Uhr
Lesung und Diskussion mit Eva von Redecker (Raum: Halle unten)
Die linke Philosophin Eva von Redecker ist in letzter Zeit zu einer prominenten Stimme der öffentlichen Debatte geworden. Der „Spiegel“ nennt sie gar „eine der interessantesten Denkerinnen ihrer Generation“. Am kommenden Samstag kommt sie zum System Change-Kongress, um aus ihrem Bestseller „Revolution für das Leben“ und ihrem neuen Buch „Bleibefreiheit“ zu lesen.
In ihren Werken skizziert Eva von Redecker zum einen die zerstörerische Gewalt des Kapitalismus – und wie er zusammenhängt mit Rassismus, Patriarchat und Klimakrise. Zum anderen macht sie sich auf die Suche nach Keimzellen des Widerstands. Vor allem in feministischen Bewegungen, in Kämpfen gegen Rassismus und für Klimagerechtigkeit sieht sie das Begehren nach einem anderen Leben und einer solidarischen Gesellschaft jenseits des Kapitalismus. Gemeinsam mit ihr wollen wir unter anderem darüber diskutieren, wie wir diese Kämpfe stärker miteinander verbinden.
Ausstellung: KokArte (Ausstellung, Halle oben)
Filmvorführung: „Der laute Frühling“ (Raum: Sportraum)
In der Klimabewegung setzt sich zwar mehr und mehr die Erkenntnis durch, dass Kapitalismus und Klimaschutz unvereinbar sind, es fehlt aber eine konkrete politische Vorstellung davon, wie wir einen Systemwandel herbeiführen können. Der Film „Der laute Frühling“ (62 Minuten) skizziert, wie die tiefgreifende Veränderung, die wir brauchen, aussehen könnte. Interviewt werden unter anderem: Andreas Malm, Aktivist*innen von Ende Gelände, FridaysForFuture, XR, AngryWorkers, organsierten Amazonarbeiterinnen, Omas gegen Rechts und dem Nationalen Indigenenkongress in Mexiko.
Nach 21 Uhr: Barabend (Raum: Vokü) und Konzert mit Alicanto (Raum: Halle unten)
Sonntag
10 Uhr: Frühstück
11.30 Uhr:
Vortrag: Debt for climate (Raum: Halle oben). (Vortrag auf Englisch; es gibt Übersetzung)
Workshop: „Warum der Kampf gegen Atomtechnologie trotz Atomausstieg weitergeht“ (Raum: Büro)
Vortrag: „Klimagerechtigkeit und Abolitionismus“ (Raum: Halle unten)
Seit den weltweiten Black Lives Matter-Protesten wird die Kritik an rassistischer Polizeipraxis immer lauter. Forderungen nach einer Reform der Polizei, einschließlich teilweiser Finanzierungsentzüge (Defunding), haben mittlerweile auch in bürgerlichen Kreisen an Zustimmung gewonnen. Auch immer mehr linksradikale Kontexte schärfen aktuell ihre Polizeikritik und lernen von den viel zu lange missachteten Kämpfen um schwarze Leben.
Die Polizei wurde von ihrer Entstehung an hauptsächlich dazu eingesetzt, die bestehenden Verhältnisse, also das kapitalistische Herrschaftssystem, aufrechtzuerhalten. Sie schützt Eigentumsverhältnisse und trägt zur Aufrechterhaltung unterdrückender sozialer Strukturen bei. Der kapitalistische Staat ist auf die Kriminalisierung und polizeiliche Repression von wirtschaftlich und rassistisch marginalisierten Menschen angewiesen. Racial Profiling ist ein Beispiel dieser staatlichen Gewalt- und Unterdrückungspraxis. In Hamburg zeigt sich diese koloniale Kontinuität beispielsweise in kriminalisierten Stadtteilen wie St. Georg und St. Pauli.
In einem System wie dem aktuellen kann es keine Polizei geben, die keine rassistische Gewalt ausübt. Aus diesem Grund geht der Abolitionismus einen Schritt weiter als nur eine Reformierung zu fordern und fragt, wie eine Gesellschaft ohne Polizei aussehen könnte.
Im Rahmen des System Change-Kongresses wollen wir versuchen, die Funktion der Polizei besser zu verstehen und abolitionistische Ansätze zur Beantwortung der Frage „Was macht uns wirklich sicher?“ kennenzulernen. Dabei möchten wir vor allem herausfinden, wie sich abolitionistische Haltungen im politischen Alltag konkret umsetzen lassen.
Wir haben dazu Luna, eine Abolitionistin und Klimaaktivistin aus Hamburg, eingeladen, um mit ihr über diese Fragen zu diskutieren. Luna arbeitet aktuell an verschiedenen Projekten zur Reduktion sozialer Verletzungen mit und beschäftigt sich seit einigen Jahren sowohl wissenschaftlich als auch aktivistisch mit abolitionistischen Praktiken.
Workshop: „Streik und Klimabewegung“ (Raum: Ritzmann-Raum)
Alle Proteste der letzten Jahre konnten bislang keine klimapolitische Wende erzwingen – und schon gar nicht den bitter notwendigen System Change. Trotz der diskursiven Erfolge – „alle reden über’s Klima“ – scheinen die wirksamen Machthebel zu fehlen. Führt hier die verstärkte Zusammenarbeit der Klimabewegung mit Gewerkschaften und Streikbewegungen weiter? Immer öfter heißt es auch bei Teilen der Klimabewegung, die früher von Klassenkämpfen wenig wissen wollte: Nur in der Sphäre der Produktion sei der Klimazerstörung etwas entgegenzusetzen. Doch welches Potential für gesellschaftlichen Wandel steckt eigentlich wirklich noch in heutigen Streiks? Wie könnte eine Zusammenarbeit von Klimagerechtigkeitsbewegung und Arbeitskämpfen konkret aussehen – und was müsste sich dafür an der aktuellen Streikpraxis ändern?
13.30 Uhr: Gemeinsames Abschlussplenum (Raum: Halle unten)
14.00 Uhr: Mittagessen und Ausklang (Raum: Vokü)
Veranstaltungsräume
Erdgeschoss (barrierearm erreichbar):
- Halle unten
- VoKü
Erste Etage (nicht barrierefrei):
- Halle oben
- Ritzmann-Raum
- Büro
- Sportraum